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(Dies ist ein sehr allgemeiner Artikel, der einen Überblick über das Slacklinen bieten soll. Die Informationen im Detail müssen sich nicht mit der Meinung der Betreiber von Slackline.at decken)
Slacklinen nennt man eine Trendsportart ähnlich dem Seiltanzen, bei der man auf einem zwischen zwei Befestigungspunkten gespannten Schlauchband balanciert.
Im Gegensatz zum Balancieren auf dem Drahtseil, wo das Seil so straff gespannt ist, dass es sich kaum bewegt, dehnt sich eine Slackline unter der Last des Slackliners und verhält sich dadurch sehr dynamisch und verlangt ein ständiges aktives Ausgleichen ihrer Eigenbewegung. Die Anforderungen des Slacklining an den Sportler sind ein Zusammenspiel aus Balance, Konzentration und Koordination; dadurch eignet es sich sehr gut als Zusatztraining für Sportarten wie Klettern, Skifahren, Kampfsport und andere Sportarten, die ein gutes Gleichgewichtsgefühl voraussetzen.
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Während das Seiltanzen im Zirkus eine recht lange Tradition hat, ist das Slacklining eine sehr junge Sportart. Es entwickelte sich Anfang der 1980er Jahre aus einer Freizeitbeschäftigung der Kletterer im Yosemite-Nationalpark. Diese vertrieben sich bereits seit den 60er Jahren die Zeit an Ruhe- und Regentagen damit, auf Absperrketten und -Tauen an Parkplätzen zu balancieren. Adam Grosowsky und Jeff Ellington waren die ersten, die auf die Idee kamen, ihr Klettermaterial dafür zu benutzen und so das Slacklinen in die Camps der Kletterer im Valley brachten, von wo aus es sich etwa ab der Jahrtausendwende in andere Klettergebiete und schließlich auch außerhalb des Klettersports verbreitete.
In Europa gilt der Fotograf und Extremkletterer Heinz Zak als Pionier. Er war bei den Erstbegehungen des legendären Lost Arrow Spire im Yosemite-Valley dabei und dokumentierte Dean Potters erste atemberaubende Überschreitung fotografisch. Jahre später schaffte Potter diese Überquerung auch ungesichert.
Unabhängig davon haben in den 70er und 80er Jahren auch Kletterer in Europa auf gespannten Seilen balanciert. Außerdem benutzte auch der schwedische Ski-Rennläufer Ingemar Stenmark ein gespanntes Seil, um zur Schulung des Gleichgewichts darauf zu balancieren. Diese Entwicklungen blieben jedoch auf einen sehr engen Personenkreis beschränkt und konnten sich nicht durchsetzen.
Ähnlich wie beim Schlappseil, das man vom Zirkus kennt, wird die Balance nicht mit dem Oberkörper, sondern mit den Beinen erreicht. Leichte seitliche Schwingbewegungen halten den Slackliner im Gleichgewicht. Slacklinen hat sich also im Grunde selbständig wiedererfunden und ist in der Grundidee eigentlich nichts Neues. Obwohl die Slackliner ungern als Artisten gesehen werden, kann eine gewisse Artverwandtschaft aber nicht abgestritten werden, einzig der Szenezusammenhang schafft einen gravierenden Unterschied: Slacklinen kommt vom Klettersport und ist auch zum Großteil dort geblieben. Während in der Artistik das Balancieren auf dem Schlappseil meist als Grundlage oder zusätzliche Komponente für eine artistische Nummer dient, die vor Publikum vorgeführt werden soll, betreiben die Slackliner ihren Sport eher als Selbstzweck und für sich selbst. Das Versuchen von Kunststücken hat vor allem den Zweck, herauszufinden, was möglich ist; Schlappseil-typische Übungen wie Hand- und Kopfstand, Einradfahren und Jonglieren sind zwar keine verpönten Disziplinen beim Slacklinen, trotzdem begreifen sich die Slackliner als eigenständige Gruppe.
Die gebräuchlichste Art des Slacklinings ist das Trick- oder Lowlining, da man sich dabei kaum Gedanken über Aufbau und Absicherung der Line machen muss. Hierbei versucht man auf einer relativ niederen schwach gespannten Line (ungefähr Knie- bis Hüfthöhe über dem Boden, deshalb Lowline) Tricks zu machen. Dabei wählt man als Untergrund am besten weichen Boden wie Gras und Sand oder legt Matten unter, um Verletzungen zu verhindern, wenn man das Gleichgewicht verliert.
Einige der offensichtlichsten Tricks sind unter anderem: Stehen, Gehen, rückwärts Gehen, Umdrehen, Hinsetzen, Hinlegen, „Surfen“...
Hierbei wird versucht eine möglichst lange Line von Fixpunkt zu Fixpunkt zu bewältigen. Die Schwierigkeiten liegen hier in mehreren Bereichen:
Solche Lines sind nicht fest gespannt sondern werden mehr oder weniger "schlapp" aufgehängt. Aufgrund des Durchhangs ist das Begehen solcher Lines wesentlich schwieriger, außerdem können schwerere Stürze passieren. Die Tricks auf diesen Lines beschränken sich im Normalfall auf Gehen, Umdrehen, Quer stehen und Surfen, wobei letzteres eher einem langsamen, kontrollieren Schwingen entspricht. Rodeo Lines sind ein gutes Training für Longlines, da in beiden Fällen die Line sehr ruhig unter dem Schwerpunkt des Slackliner gehalten werden muss. Hier besteht auch eine grosse Ähnlichkeit zum Schlappseil.
Highlines sind in einigen Metern bis zu mehreren hundert Metern Höhe angebracht, so dass ein einfaches und gefahrloses Abspringen nicht mehr möglich ist. Hierbei spielt nicht nur die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, eine Rolle, sondern vor allem bei den sehr hohen Lines kommt die psychische Komponente dazu, über einen Abgrund zu laufen.
Der Bau von Highlines ist absoluten Profis vorbehalten, die über die wirkenden Kräfte und die Dimensionierung der Befestigungen genau Bescheid wissen. Hier ist ein professioneller Aufbau noch wichtiger als bei den Longlines, da bei Materialversagen nicht nur Verletzungs- sondern Absturzgefahr besteht. Deshalb werden die Befestigungen für Highlines redundant ausgelegt und die Person auf der Line wird durch einen Klettergurt und eine daran befindliche Sicherungsschlinge an einem Kletterseil gesichert, das wiederum unabhängig von der Befestigung der eigentlichen Line befestigt und unter die Line geklebt wird.
Eine weitere Spielform ist das Begehen einer über Wasser gespannten Line. Durch den fehlenden festen Untergrund als Möglichkeit zum Absteigen wie auch als optischer Fixpunkt, ist das Begehen einer solchen Line anfangs meist wesentlich schwieriger als über festem Grund. Doch nach einer gewissen Übungsphase kann man Wasserlines gut nutzen um spezielle Sprung-Tricks wie z. B. Salti ohne Verletzungsgefahr bei der Landung zu üben, wobei aber auch Stürze ins Wasser nicht immer schmerzfrei sind.
Bei der Wahl des Platzes sollte neben stabilen Fixpunkten auch auf einen passenden Gewässergrund aus rundem Kies, Sand oder Schlamm geachtet werden, um das Verletzungsrisiko bei Stürzen zu minimieren. Für normales Gehen ist eine Wassertiefe von ca. 1,40 m ausreichend, bei Sprüngen sollte es wesentlich mehr sein, damit der Slackliner bei der Landung nicht auf Grund stösst. Ausserdem ist darauf zu achten daß der Untergrund in Ufernähe möglichst abrupt abbricht, damit sich der Slackliner bei Stürzen in Ufernähe nicht durch fehlende Wassertiefe verletzen kann. Falls das nicht gegeben ist können andere Slackliner wie beim Bouldern als Spotter dienen bzw. dem Begeher mit Hilfe einer Stange, eines Seils, Asts oder Ähnlichem ermöglichen daß er sicher aus der Gefahrenzone balancieren kann.
Einen Unterschied in der Begehung gibt es auch zwischen stehenden und fließenden Gewässern, da die Wasserbewegung zusätzlich ablenkt und das Gleichgewichtsempfinden stört.
Zum Slacklinen benötigt man nicht unbedingt viel Material. Das wichtigste Utensil ist natürlich die Slackline selbst. Meistens wird ein Schlauchband mit 25 mm Breite verwendet. Man muss vor allem auf die Dehnung des Bandes achten. Bei Lines bis 30 m Länge sind die elastischeren Bänder bevorzugt. Die Bewegungen werden dadurch weicher, und das Gefühl der „slackness“ stellt sich besser ein. Ab 30 m wird normalerweise ein Flachband mit weniger Dehnung verwendet, da die Line sonst nur mit immensem Kraftaufwand zu spannen ist. Diese Bänder sind meist auch etwas breiter.
Befestigt wird die Line an zwei gleichhohen Fixpunkten (z. B. Bäume, Geländer, Felsen, Bohrhaken). Falls Bäume als Fixpunkte verwendet werden sollte man zum Schutz der Rinde alte Teppiche oder Autofußmatten verwenden, indem man sie zwischen die Rinde und den um den Baum gelegten Teil der Befestigung legt. An den Fixpunkten werden fix vernähte Bandschlingen befestigt. Die Line wird an einem Ende mit einem Schraubkarabiner (bevorzugt werden Schäkel verwendet, da sie eine höhere Bruchlast aufweisen) befestigt. Am anderen Ende wird zum Spannen der Line entweder ein Flaschenzug, wie man ihn von Bergetechniken im Alpinismus kennt, eine Spanngurt-Ratsche oder ein Hubzug verwendet.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist vor allem die Bruchlast aller verwendeten Materialien. Man sollte entweder UIAA-zertifizierten, im Klettersport üblichen Produkten oder entsprechenden Materialien aus dem industriellen Bereich vertrauen, auf denen Bruchlastwerte von mindestens 20 Kilonewton (kN) angegeben sind. Dagegen sind Karabiner, wie sie in Supermärkten und Baumärkten erhältlich sind, in der Regel nicht für solche Belastungen ausgelegt und stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, da die Slackline unter enormer Spannung steht (Long- und Highlines müssen teilweise bereits mit mehr als 10 kN, was einer statischen Belastung von ungefähr einer Tonne entspricht, vorgespannt werden, um sie begehen zu können) und zu einem regelrechten Geschoss werden kann, falls sie reißt.
Material für den Aufbau von Slacklines sollte man nicht mehr zum Klettern verwenden, da es kürzlich einen Sturz gab, der sich wahrscheinlich durch erhöhte Ermüdung des Karabiners durch einen Slacklineaufbau begründet. Es empfiehlt sich unterschiedliche Karabiner zu verwenden und, nach Möglichkeit, für die Lines die schwereren Eisenkarabiener zu verwenden, da sie die Dauerbelastung besser verkraften als das weichere/leichtere Aluminium.