Meine Ankündigung, dass ich mit 500m Band am Stück nach Stubenberg fahren würde, hat ja einige Spekulationen ausgelöst. Nur zur Info: Nein, ich bin nicht wahnsinnig! Ich werde nicht versuchen, mit einem 45kN Band eine 500m Longline aufzubauen. Wobei, ganz normal war das auf keinen Fall, was wir in Stubenberg aufgebaut haben: Eine 170m Longline – aber mit doppeltem Band. |
Warum? Weil es wild ist und schwer und faszinierend. Und weil ich zum Schluss gekommen bin, dass nicht alles, was verrückt ist, auch gefährlich sein muss. Ich darf sagen, wir hatten eine sehr großzügige Sicherheitsreserve, was die Spannung anging. Es war damit, meines Wissens, auch die schwerste Slackline, die jemals aufgebaut wurde.
Besonderer Dank geht an AustriAlpin, die mir das Band gesponsert haben!
Ob wir dieses Monster gehen konnten? Nein. Wir hatten gute Versuche, vor allem Lukas (Irmler) war nah dran, hatte aber wegen einer Knöchelverletzung wenig Motivation für die Höhe am Beginn der Leine.
Egal, das Ding war eher ein Spielzeug als ein Projekt. Man darf es auch als Statement verstehen: Ja, leichtere Bänder sind einfacher zu gehen. Aber will ich es einfach haben?
Worum geht es bei Longlines? Was mich am meisten fasziniert, sind die starken Schwingungen des Bandes, durch sein hohes Eigengewicht (in unserem Fall allein 30 kg Band).
Was das für Schwingungen waren? Ihr habt keine Vorstellung! Wie auf einem lockeren Drahtseil. Die Bewegungen des Bandes hatten eine unglaubliche Wucht. Jeder Meter, den man sich vorwärts kämpfte, war extrem komplex, die Windschwingungen änderten sich ständig, das Gehen war ein einziger Flowzustand.
Ich will damit nicht gegen Dyneemabänder Stimmung machen. Dieses leichte Material ist sehr faszinierend, auch für mich. Aber zu leichte, zu stark gespannte Polyesterbänder sind einfach gefährlich. Und wie man sieht, geht es auch anders.
Unsere Bedingungen waren alles andere als einfach: Ich hätte nicht gedacht, dass man bei so viel Wind Longlinen kann. Der Donnerstag war diesbezüglich noch am besten. Freitag und Samstag waren wirklich wild. Dennoch hatten alle ihren Spaß. Was uns rettete, waren unsere Experimente mit schweren Bändern: Einerseits eine 95m Leine mit Statikseil drunter – unser Highline-Simulator, und andererseits die schwere 170er. Das Monster war, dank doppeltem Aufbau, relativ stabil, und ich hatte meinen besten Versuch bei ziemlich starkem Wind.
Die Stimmung war trotz Sturm sehr gemütlich. Longlinebegeisterte aus allen Windrichtungen nahmen teil und fanden auf der einen oder anderen Leine ihre Grenzen – oder überwanden sie.
Am Sonntag waren einige von uns noch oben bei der 64m langen Stubenberger „Rafsta Project“ Highline, deren stolzer Erstbegeher ich bin. Sie erfuhr zwei beeindruckende Onsight-Begehungen, von Lukas und Alex (Schulz), der auch den Rückweg Onsight meisterte. Respekt!!
Besonders gefreut hat mich, dass ein kompletter Neuling aus Niederösterreich, der bereits die Tage zuvor mit einem sehr sauberen Longlinestil aufgezeigt hatte, einige beeindruckend gute Versuche hatte. Es war seine vierte Highline. Sein Name ist Hans, und wir nannten ihn am Ende des Tages nur noch Highline-Hans.
Es scheint so, als wären Hans und die Slacklinecommunity auf der Suche nach einander gewesen, und hätten sich endlich gefunden. Schön!
Es hat also Spaß gemacht! Man sieht sich spätestens nächstes Jahr.
P.S.: Vielen Dank an Hans Jürgen Mosbacher vom Kletterpark Graz Hilmteich, der uns wieder den genialen Longlineplatz in Stubenberg organisiert hat, sowie an den Slacklineverein slackline.at für Unterstützung verschiedenster Art.
Fotos von Tom Divan & Thomas Spöttl